Europa, die EU und der Euro bestimmen zusammen mit der Flüchtlingsfrage die aktuelle Diskussion zu unserer Zukunft. Aus meiner Sicht kommen diese grundsätzlichen Überlegungen dabei viel zu kurz:
- Die europäische Integration war eine der Antworten, die man nach dem 2. Weltkrieg auf die Frage entwickelt hat, wie die deutsche Macht kontrolliert und in Zaum gehalten werden könne. Genau und in erster Linie aus dieser Überlegung heraus sind EWG und dann die EU entstanden.
- Die Einführung des Euro bzw. die Abschaffung der D-Mark war der Preis, den Deutschland für die Zustimmung der anderen Europäer zur Vereinigung der BRD mit der Ex-DDR bezahlen musste und bezahlt hat: Ohne Euro keine Vereinigung im Konsens.
- Wenn große Reiche oder Weltreiche zerfallen oder sich auflösen, führt das in der Regel zu massiven Unruhen, Kriegen, Umwälzungen und einschneidenden Veränderungen in deren Stammländern und in der Peripherie. Zum einen brechen dabei oft unterdrückte Konflikte auf; zum anderen füllt sich das neu entstandene Machtvakuum. Die Beispiele sind bekannt: Das weströmische Reich, das osmanische Reich, das Zarenreich, das britische Empire und – im kleineren Maßstab – Jugoslawien. Die Sowjetunion bzw. deren europäische Peripherie fehlt auf dieser Liste: Die EU hat es bis heute irgendwie hingekriegt, den Übergang in halbwegs geordnete Bahnen zu lenken.
PD Dr. Andreas Edmüller, 4.12.2016