Das WOKE-Phänomen: Hümmlers letztes Aufgebot – Angriff der anonymen Halbalphabeten! (Teil 4)

Worum geht es?

Holm Hümmler, Vorsitzender der GWUP, hat am 30.4. neue Qualitätsstandards für Debatten in und mit der GWUP (angeblich der deutsche Arm der „Skeptikerbewegung“) gesetzt: Er hat tatsächlich zwei anonyme Schmutzpamphlete als legitime und ernstzunehmende Diskussionsbeiträge veröffentlicht! 

Ich glaube nicht, dass es bisher im humanistisch-säkular-skeptischen Umfeld etwas Vergleichbares gab. Damit dürfte sogar international ein  Tiefpunkt markiert sein. Respekt, Herr Hümmler – das muss man erst einmal schaffen!

André Sebastiani, Hümmlers Gegenkandidat bei den anstehenden Wahlen am 11.5., kommentiert auf X so:

Ich stimme Herrn Sebastiani zu: Das muss man sich einfach ansehen, um es zu glauben. Ausdenken kann man sich so etwas nicht. Im zweiten Punkt bin ich allerdings anderer Meinung: Hier von „Niveau“ zu sprechen ist irreführend — von „Niveau“ kann da keine Rede mehr sein, das ist irgendwas anderes, darunter liegendes.

Dass das auch inhaltlich für das erste der beiden anonymen Pamphlete gilt, habe ich in den Teilen 1 bis 3 detailliert gezeigt. Heute betrachte ich zur Abrundung meiner Betrachtung der neuen GWUP-Kultur das zweite Dokument argumentativen und moralischen Versagens. Es trägt den Titel Grüntext-zu-Edmüller

Auf anonyme Verleumdungen reagiere ich in aller Regel nicht. Eine Ausnahme mache ich in diesem Fall aus folgendem Grund: Ich möchte den GWUP-Mitgliedern Entscheidungshilfe bei der Wahl des neuen Vorstandes leisten. Konkret: 

  • Ich möchte den GWUP-Mitgliedern so anschaulich wie möglich vor Augen führen, wofür Herr Hümmler und sein Team stehen und was sie erwarten können, falls er die Wahlen gewinnt.

Sollten Sie meine Worte zu harsch finden, dann rate ich zur Lektüre der Ausführungen Amardeo Sarmas zu Herrn Hümmlers bisheriger Amtszeit: https://scientifictemper.org/de/news/entscheidung-in-der-gwup 

Auch sonst rate ich zur Lektüre – man erhält interessante Einblicke in Herrn Hümmlers Wirken innerhalb der GWUP. Herr Sarma hat die GWUP mitgegründet, jahrzehntelang geleitet und war an entscheidender Stelle mit verantwortlich dafür, dass sie sich zu einem der größten Skeptikerverbände Europas entwickeln konnte, dessen Stimme gehört wird und gesellschaftlich Gewicht hat – noch. Ich kann seine Verärgerung sehr gut verstehen.

Versuch Nummer 1527 – Was ist in Neuseeland tatsächlich geschehen?

In Teil 1 bis 3 bin ich noch einmal ausführlich auf das Verschwörungsmärchen eingegangen, das sich „Team Hümmler“ ausgedacht und lange vertreten hat: Angeblich wollte in Neuseeland nie jemand die Integration mythologisch-esoterischer Inhalte aus Matauranga Maori in den Biologie-, Chemie- und Physikunterricht – es sei ein klassisches Strohmannargument bzw. rassistisch motivierte Panikmache. 

Auch das anonyme Verfasserlein des Grüntext-Pamphletes vertritt mit viel Blablablubundblub diesen Unfug. Meine Fragen an ihn und „Team Hümmler“: 

  • Wenn nie jemand diese Integration wollte, wie erklären Sie sich dann, dass im Rahmen von bestens dokumentierten Pilotprojekten an Schulen von 2021 bis 2023 genau diese Integration getestet wurde?
  • Wenn nie jemand diese Integration wollte, wie erklären Sie sich dann, dass maßgebliche Protagonisten sich kürzlich offiziell von diesem Ansatz abgewendet haben und eine neue Strategie des Einbaus von Matauranga Maori in den Unterricht der Naturwissenschaften verfolgen?

So – und damit ist es jetzt gut. Wer einfach nicht wahrhaben will, dass der Eiffelturm in Paris steht, der wird sich auch durch Fotos, Filme, Dokumente und Augenzeugen nicht beeindrucken lassen. Und er wird sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, hinzufahren und hinzuschauen. 

Die Frage, die sich mir allerdings nach langen Monaten völlig absurder und grotesker Debatten mit Hümmler & Co und den ganzen anonymen Halbalpabet*innenkollektiven an dieser Stelle aufdrängt: 

  • Warum glaubt so jemand ernsthaft, er müsse ausgerechnet in einer „Skeptikerorganisation“ wie der GWUP wirken? Es gibt doch auch religiöse Fundamentalisten, Flacherdler und Chemtrailer …

Mein Beispiel zu Chatham Island und den Moriori – worum geht es?

In manchen meiner Vorträge zum WOKE-Phänomen verwende ich ein Beispiel aus der jüngeren Geschichte Neuseelands, das mit der Geschichte der dort lebenden Moriori zu tun hat und wie diese in Te Papa, dem Nationalmuseum Neuseelands, dargestellt werden soll. Zur Einstimmung empfiehlt sich ein kurzer Blick auf die Seite zu den Moriori: https://www.tepapa.govt.nz/visit/exhibitions/moriori-people-peace

Ich möchte mit dem Beispiel veranschaulichen, dass es in Matauranga Maori Normen gibt, die sich in Bezug auf das, was gesagt und gefragt werden darf signifikant vom Ethos der Naturwissenschaften unterscheiden. Das konkrete Beispiel selber trägt keine große Begründungslast – ich ziehe mittlerweile andere heran. 

Dieses Beispiel – dazu später mehr – benutzt unser Anonymus, um mir folgendes zu unterstellen:

  • Edmüller ist sicherlich kein Rassist. Aber er stört sich nicht an eindeutig rassistischen Argumentationsmustern, wenn sie seiner Argumentation dienlich sind. 

Das passt sehr gut ins Gesamtbild dessen, was „Team Hümmler“ seit einigen Tagen im Internet gegen mich abzieht: Man versucht auf einmal verstärkt, mich in die Nähe von Rassismus und Antisemitismus zu schieben, meine Integrität und meinen Ruf auf diesem Weg zu zerstören.1)Zusätzlich zu dem ganzen Stuss aus den beiden anonymen Pamphleten gibt es diese Versuche tatsächlich auch auf X. Hümmler & Co beziehen sich auf meine Verwendung des Ausdrucks „Brunnenvergiftung“ im Titel meines Blogs vom 30.4. als „antisemitische Verschwörungsnarrative wie Brunnenvergiftung …“ Man kann diese Leute und ihre umfassende Ignoranz tatsächlich nur auslachen! https://de.wikipedia.org/wiki/Brunnenvergiftung_(Rhetorik)

Wie gehe ich vor? Ich erläutere ausführlich mein Beispiel und dessen Hintergründe und zeige dann, mit welchen konkreten Manipulationstaktiken der anonyme Autor arbeitet, um mich mit Rassismus in Verbindung zu bringen. Zur Motivation der Leser, sich den etwas längeren Text vorzunehmen: Das Beispiel zu den Moriori ist auch für sich genommen sehr interessant.

Was ist auf Chatham Island passiert und was hat das mit dem Nationalmuseum Neuseelands zu tun?

Eines vorweg: In dem konkreten Vortrag, auf den Anonymus sich bezieht, sind mir tatsächlich ein Fehler und eine Ungenauigkeit unterlaufen. Ich halte meine Vorträge in aller Regel frei, da kann das schon mal passieren. 

  • Der Fehler ist ein Zahlendreher: Ich gebe eine wichtige Jahreszahl falsch an: 1853 statt 1835 (korrekt). 
  • Die Ungenauigkeit: Ich schildere die Situation an einer Stelle aus der Perspektive der damals Beteiligten, ohne das klar zu betonen. Mehr dazu gleich.

Michael King gilt als exzellenter Experte zum Thema. Für meine Ausführungen verwende ich als hauptsächliche Quellen seine Gesamtdarstellung Moriori. A People Rediscovered (London, 2000, überarbeitete Auflage) und diesen längeren Artikel von ihm: https://www.nzgeo.com/stories/moriori-a-pride-reborn/. Also, auf geht’s!

Die Chatham Islands sind eine Inselgruppe in etwa 800 km Entfernung zu Neuseeland. Die Ureinwohner sind die Moriori und stammen wie die Maori aus Polynesien. Die Angaben zum Zeitraum der Erstbesiedelung schwanken zwischen 1200 und 1500. Es ist auch nicht endgültig geklärt, ob die Moriori direkt aus Polynesien auf die Chatham Islands gekommen sind oder über Neuseeland.2)Ihre eigenen tradierten Mythen sprechen von einer Direktankunft und davon, dass sie nicht die ersten Bewohner waren. Später werden dann Einwanderungsphasen aus Neuseeland erwähnt: https://teara.govt.nz/en/moriori/print 

Wichtig für unser Beispiel ist, dass die Moriori sich jahrhundertelang ohne jeden Kontakt zu den Maori Neuseelands entwickelt und dabei eine ganz eigene Kultur aufgebaut haben. Der für unser Beispiel zentrale Unterschied: Die Moriori hatten sich einem radikalen Pazifismus verschrieben. Deshalb begrüßten sie auch alle Neuankömmlinge friedlich und halfen ihnen sogar – was zu ihrem Verhängnis werden sollte.

1791 kamen die ersten Engländer im Rahmen einer Expedition auf die Inseln der Moriori. Seit etwa 1810 nutzten Wal- und Robbenfänger die Inseln als Stützpunkt. Das ging leider mit den üblichen Begleiterscheinungen einher: Es wurden Krankheiten eingeschleppt und hat die sehr gut an die Inseln angepassten Wirtschaftsformen der Moriori und deren natürliche Lebensgrundlagen stark beeinträchtigt. Die Bevölkerung der Moriori schrumpfte dadurch von 2500 auf etwa 2000 im Jahr 1835.3)Die Zahlenangaben in den verschiedenen Quellen schwanken – aber die 2000 ist ein guter Orientierungspunkt.

Und jetzt kommen wir zum Beispiel aus meinem Vortrag. Um 1815 begannen in Neuseeland mit Schwerpunkt auf der Nordinsel die Musketenkriege.4)Ron Crosby: The Forgotten Wars. Why the Musket Wars Matter Today. Oakland, 2020. Ein erster Überblick findet sich hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Musket_Wars Damit sind ungemein brutale Stammeskriege unter den Maori gemeint, die Mitte der 1830er Jahre ihren „Höhepunkt“ erreichten. 

Zwei Stämme der Maori hatten von den Chathaminseln gehört und entschlossen sich nach einer Niederlage gegen andere Stämme im Jahre 1835, neues Land zu erobern.5)An der Stelle ist mir im Vortrag der Zahlendreher passiert – ich rede fälschlich von 1853. Sie organisierten sich eine Überfahrt von Wellington aus mit einem oder zwei kommerziellen Segelschiffen, manche Quellen behaupten, sie hätten diese sogar gekapert. 

Die Maori kamen nach Krieg und mehrtägiger Überfahrt erschöpft und stark mitgenommen auf den Chathaminseln an. Dort wurden sie von den Moriori wie alle Neuankömmlinge sehr gastfreundlich empfangen, aufgenommen und versorgt. Nachdem sie sich wieder fit fühlten, haben die Maorikrieger gemäß den eigenen Riten für eine Landnahme durch Eroberung die Inseln in Besitz genommen und dabei in Phase 1 etwa 300 Moriori, meistens Frauen und Kinder, im Rahmen von Tötungsritualen umgebracht. Danach wurden die Moriori einige Jahrzehnte lang durch die beiden Maoristämme brutal versklavt und wie Tiere behandelt. Bei Aufhebung der Sklaverei um 1863 gab es noch gut 100 (!) Moriori. 

1840 wurde der Vertrag von Waitangi zwischen den Maori und der englischen Krone geschlossen: https://en.wikipedia.org/wiki/Treaty_of_Waitangi. Er „begründet“ die Kolonialherrschaft der Briten, vorher gab es keine „offizielle“ britische Jurisdiktion. Er führte u.a. den sogenannten Land Court ein, ein Schiedsgericht zu Gebietsstreitigkeiten. Vor diesen Gerichtshof zogen 1870 die noch lebenden Moriori, um ihre durch Eroberung und Versklavung mit Füßen getretenen Rechte und ihr Land einzuklagen. 

Die Maori argumentierten vor diesem Gericht, sie hätten gemäß den eigenen Konventionen einen „vorschriftsmäßigen“ Eroberungskrieg geführt und ebenso „rechtmäßig“ die Verlierer versklavt. Die Moriori argumentierten, es habe gar keinen Eroberungskrieg gegeben, da sie sich als Pazifisten gar nicht zur Wehr gesetzt hatten.6)Das stimmt: Nach den ersten 300 Morden gab es eine Versammlung, die mit dem Beschluss endete, am radikalen Pazifismus festzuhalten.

An dieser Stelle wird wichtig, dass in damaliger Zeit die Moriori nicht als Maori galten, es sich also aus Sicht aller Beteiligten und des Gerichts nicht um einen Maori-internen Stammeskrieg, sondern um einen „klassischen“ Eroberungskrieg zwischen zwei Völkern handelte. Die Moriori galten tatsächlich bis etwa 1920 nicht als Maori, sondern wurden mit Melanesien als Herkunft in Verbindung gebracht.7)Das hätte ich im Vortrag klarer betonen sollen: Meine Schilderung gibt die Lage aus damaliger, nicht heutiger Sicht wieder. Aber genau auf die damalige Sicht kommt es an. 

Der englische Richter John Rogan urteilte ganz im Sinne der Maori: Landnahme durch Eroberungskrieg etc. sei völlig legitim; die Maori hätten alle relevanten Regeln und Konventionen beachtet. Unabhängig davon waren die Engländer von dieser Argumentation der Maori natürlich begeistert: Sie gewannen dadurch ein exzellentes Argument gegen etwaige Beschwerden der Maori gegen den englischen Eroberungskrieg auf den Hauptinseln Neuseelands.

Alle Quellen sind sich einig, dass Eroberung, Versklavung und der Völkermord an den Moriori durch die Maori eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte Neuseelands darstellen – zu beschönigen gibt es da nichts. Und genau darum geht es in meinem Beispiel aus dem Vortrag. 

Wie sollte diese Zeit mit ihren schrecklichen Ereignissen und Verbrechen im Nationalmuseum Te Papa repräsentiert werden? 

1999 monierten einige Historiker, dass diese schrecklichen Geschehnisse auf den Chathaminseln im Nationalmuseum Te Papa mit keinem Wort erwähnt werden. Sie plädierten verständlicherweise dafür, die ungeschminkte Wahrheit zu erzählen. Maori-Aktivisten (ich wähle diese Bezeichnung bewusst, da es sich garantiert nicht um die Meinung aller Maori handelte) bzw. ihnen wohlgesonnene Historiker plädierten dafür, die Ereignisse unerwähnt zu lassen: Einerseits sei das Rassismus gegen die Maori, andererseits nicht mit dem diffizilen und komplexen Wissens- bzw. Wahrheitsbegriff Matauranga Maoris vereinbar: Gewisse Dinge sollte man besser unerwähnt lassen.8)Diese Debatte ist hier dokumentiert: Munz, P. (2000). Te Papa and the problem of historical truth. History Now, 6:13-16. Was ich damit veranschaulichen will: In Matauranga Maori gibt es Normen, die dem wissenschaftlichen Ethos nicht entsprechen.

Das Beispiel verwende ich übrigens schon länger nicht mehr. Der Grund: Ich bin nach ausführlichen Recherchen davon überzeugt, dass der Bezug auf Matauranga Maori durch die Maori-Aktivisten und deren Unterstützer zwar inhaltlich korrekt ist – es gibt tatsächlich diese Regeln bzw. Tabus – aber im konkreten Fall in erster Linie ein Vorwand war, um nicht die eigene Position in der Kolonialdebatte zu schwächen: Wer selbst brutalste Eroberungskriege durchführt und mit dem Recht des Stärkeren begründet, hat natürlich schlechte Karten, wenn er sich über einen Eroberungskrieg beschweren will, der ihn selber trifft.

Die wesentlichen Kernpunkte des Eroberungskrieges der Maori-Stämme mit Versklavung und fast vollständiger Ausrottung der Moriori werden heute in aller Klarheit im Nationalmusem Te Papa angesprochen: https://www.tepapa.govt.nz/visit/exhibitions/moriori-people-peace Ich persönlich halte das für richtig: Unbequeme Wahrheiten sind auch Wahrheiten.

So, bevor wir uns dem anonymen Schmutzpamphlet widmen, das Transskript des anonymen Autors meines (frei gehaltenen) Vortrages:  

Was hat unser anonymer Autor dazu zu sagen?   

Mein Kommentar dazu:

  • Das mit der „Falschdarstellung“ habe ich bereits erklärt. Es ist allerdings nicht nebensächlich, sondern ein zentraler Punkt, ob es sich aus damaliger Sicht um einen Stammeskonflikt oder einen Eroberungskrieg zwischen zwei Völkern gehandelt hat. Genau deshalb habe ich im Vortrag zu betonen versucht, dass die Moriori aus damaliger Sicht keine Maori waren. 
  • Die Maori gelangten nicht „im Gefolge ihrer Kolonialherren“ auf die Inseln. Das hat Anonymus sich einfach ausgedacht. (Eine „Kolonialherrschaft“, die von den Maori zur Kenntnis genommen wurde, gab es übrigens erst seit dem Vertrag von Waitangi aus dem Jahr 1840.) Für Überfahrt, Eroberung, Versklavung der Moriori (1835) und den Völkermord an ihnen sind nur die beiden Maoristämme selbst verantwortlich.
  • Es gab auch keine „später aufkommenden Konflikte“ – die Moriori waren radikale Pazifisten und haben sich keine Sekunde gegen die Gewalttaten der Maori gewehrt.
  • Verschwiegen wird, dass unter den Maori als Sklavenhaltern die Zahl der Moriori von etwa 2000 auf etwa 100 „reduziert“ wurde.

Hier greift Anonymus offensichtlich völlig unreflektiert und naiv (?) auf einen einzigen Eintrag bei Wikipedia (!) zurück. Ein Rekurs auf wirklich seriöse Quellen, z.B. die von mir genutzten und weiter oben genannten, findet nicht statt! Zusätzlich nutzt Herrn Hümmlers Anonymus genau den Eintrag bei Wikipedia, der die größten Lücken und Fehler und die kürzeste und oberflächlichste Darstellung der Ereignisse enthält. Andere sind da wesentlich genauer: https://en.wikipedia.org/wiki/Moriori. https://en.wikipedia.org/wiki/Moriori_genocide. Fun fact: In diesen Artikeln wird berichtet, dass die Maori die Segelschiffe für ihre Invasion der Chathaminseln gekapert hätten.

Der anonyme Schmierfink hat sich jetzt warmphantasiert und will sich unbedingt noch weiter blamieren:

Mein Kommentar zu diesen grotesken Peinlichkeiten:

  • Der anonyme Schmierer sollte an der nächsten Volkshochschule einen Kurs Lesen für Anfänger belegen. 
  • Bei Aufhebung der Sklaverei waren noch etwa 100 Moriori von anfangs 2000 am Leben. In Relation gesehen war bzw. ist das für die Moriori tatsächlich schlimmer als alle kolonialistischen Grausamkeiten der Geschichte Neuseelands: Es kommt einem kompletten Völkermord extrem nahe! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
  • Übrigens: Auch die Clans in Schottland waren in ihrem Handeln stets sehr stark vom englischen Nachbarn beeinflusst. Zu Schottland weiß unser anonymes Plappermäulchen also auch nichts – fabuliert trotzdem ohne jeden Faktenbezug frei in der Gegend herum. 
  • Dazu phantasiert unser Anonymus eindeutig – oder kämpft er mit den Folgen des neuen Cannabis-Gesetzes? Schauen Sie bitte noch einmal kurz in das Transskript meines Vortrages: Wo bitte sage ich, dass den Maori irgendetwas im Blut liege, oder sie ein kriegerisches Wesen hätten? Das ist dreiste Manipulation: Mit solchen dummen und unverschämten Falschdarstellungen soll ich in die Nähe des Rassismus gerückt werden. 
  • Zum Zeitpunkt der Eroberung gab es noch keine Kolonie und die  Musketenkriege wurden zwar mit den „neuen“ Waffen geführt, entsprangen aber klassischen Traditionen, Ritualen, Gesetzen und z.B. Rache-Kodizes der tatsächlich sehr kriegerischen Maori. Teil der 1840 getroffenen Vereinbarungen war es, dass die Engländer den Maori christliche Missionare zur Verfügung stellen. Das zeigt doch in aller zynischen Deutlichkeit, wie verfahren die Lage aus Sicht der Maori selbst gewesen sein muss!
  • Zu Rousseau habe ich übrigens meine Habilitationsvorlesung gehalten und alleine schon dieser dümmliche Einschub mit dem „edlen Wilden“ zeigt, dass Anonymus auch von Rousseau keine Ahnung hat.9)Andreas Edmüller: Rousseaus politische Gerechtigkeitskonzeption. Zeitschrift für philosophische Forschung, Band 56, Heft 3, Juli-September 2002.
  • Meine Informationen zur „Museumsdebatte“ übernehme ich vor allem von hier – womit wir wieder einmal beim Thema Lesen wären: Munz, P. (2000). Te Papa and the problem of historical truth. History Now, 6:13-16.

Im nächsten Schritt wird es dann richtig krass, es wird jeder inhaltliche Bezug zu meinem Vortrag aufgegeben und frei herumphantasiert:

Mein Kommentar dazu:

  • Wo bitte reproduziere ich in meinem Vortrag „eine instrumentelle Interpretation der Kolonialherren“?
  • Hier bringt der anonyme Schmutzfink zwei Dinge komplett durcheinander – wie so oft und wie so vieles: Den historisch einwandfrei belegten Völkermord der Maori an den Moriori und einen Kolonialmythos, der zur Rechtfertigung der britischen Herrschaft „durch Eroberung“ dienen sollte: Auch in Neuseeland selbst bzw. dessen Hauptinseln hätten die Maori die Moriori verdrängt oder ausgerottet; deren letzte Bastion seien dann die Chathaminseln gewesen. Das ist bekanntlich Erfindung und spielt im Rahmen der aktuellen Debatten um Die 7, für und in meinem Vortrag schlicht und einfach keine Rolle: Dieser Mythos kommt in keinem meiner Vorträge oder Blogs auch nur am Rande vor! Warum ich damit in Verbindung gesetzt werde, dürfte allerdings klar sein: Damit soll ich wieder einmal in die Nähe rassistischen Gedankengutes gerückt werden. Was für schäbige und schmutzige Tricks!

Und damit  beende ich meine Diskussion dieser anonymen Schmiererei. 

Mein Fazit

Es gilt die gleiche Einschätzung wie für das erste Schmutzpamphlet: 

  • Diese Schmiererei ist hochgradig dilettantisch, uninformiert, unseriös und manipulativ. Setzen: Note 6! 
  • Der „Verfasser“ sollte sich in Grund und Boden schämen: Ein Mensch mit auch nur einem Funken Anstand im Leib wird so einen Mist niemals fabrizieren!

Zum Abschluss möchte ich erneut daran erinnern, warum ich – wider meine sonstigen Prinzipien – derart unredliche Machwerke wie die von Herrn Hümmler veröffentlichten überhaupt zur Kenntnis nehme: 

  • Herr Dr. Hümmler hat beide anonymen Schmutzpamphlete als Vorsitzender der GWUP veröffentlicht. Ich gehe davon aus, dass er deren „sachlich-fachliche“ Inhalte und den „Argumentationsstil“ im Wesentlichen teilt und für gut befindet. Das wiederum heißt, dass er damit auch für die GWUP, deren Arbeit und die ihrer Mitglieder Standards setzt. 

Das wiederum sollte jedem Wähler bei der Mitgliederversammlung am 11.5. Stoff zum Nachdenken geben. Die Mitglieder der GWUP möchte ich mit meinen Beiträgen bei ihrer Entscheidungsfindung unterstützen – und hoffe dabei auf deren Vernunft und Anständigkeit.

PD Dr. Andreas Edmüller, 9. Mai 2024

References   [ + ]

1. Zusätzlich zu dem ganzen Stuss aus den beiden anonymen Pamphleten gibt es diese Versuche tatsächlich auch auf X. Hümmler & Co beziehen sich auf meine Verwendung des Ausdrucks „Brunnenvergiftung“ im Titel meines Blogs vom 30.4. als „antisemitische Verschwörungsnarrative wie Brunnenvergiftung …“ Man kann diese Leute und ihre umfassende Ignoranz tatsächlich nur auslachen! https://de.wikipedia.org/wiki/Brunnenvergiftung_(Rhetorik)
2. Ihre eigenen tradierten Mythen sprechen von einer Direktankunft und davon, dass sie nicht die ersten Bewohner waren. Später werden dann Einwanderungsphasen aus Neuseeland erwähnt: https://teara.govt.nz/en/moriori/print
3. Die Zahlenangaben in den verschiedenen Quellen schwanken – aber die 2000 ist ein guter Orientierungspunkt.
4. Ron Crosby: The Forgotten Wars. Why the Musket Wars Matter Today. Oakland, 2020. Ein erster Überblick findet sich hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Musket_Wars
5. An der Stelle ist mir im Vortrag der Zahlendreher passiert – ich rede fälschlich von 1853.
6. Das stimmt: Nach den ersten 300 Morden gab es eine Versammlung, die mit dem Beschluss endete, am radikalen Pazifismus festzuhalten.
7. Das hätte ich im Vortrag klarer betonen sollen: Meine Schilderung gibt die Lage aus damaliger, nicht heutiger Sicht wieder. Aber genau auf die damalige Sicht kommt es an.
8. Diese Debatte ist hier dokumentiert: Munz, P. (2000). Te Papa and the problem of historical truth. History Now, 6:13-16.
9. Andreas Edmüller: Rousseaus politische Gerechtigkeitskonzeption. Zeitschrift für philosophische Forschung, Band 56, Heft 3, Juli-September 2002.

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