Das WOKE-Phänomen: Hümmlers letztes Aufgebot – Angriff der anonymen Halbalphabeten! (Teil 1)

Worum geht es?

Am 11.5.24 sind vorgezogene Vorstandswahlen bei der GWUP angesetzt, einer ausgesprochen seltsamen deutschen „Skeptiker“organisation. Ich bin zwar kein Mitglied – Sorry, Herr Hümmler, das wird auch nichts mehr mit uns – habe es aber irgendwie geschafft, zur Hassfigur des aktuell amtierenden Vorstandes zu werden. 

Zur intellektuellen Bereicherung seines „Wahlkampfes“ hat der Vorsitzende der GWUP, Herr Dr. Hümmler, zwei anonyme (!) Pamphlete verbreitet, in denen meine Argumente zur Debatte um das Bildungssystem in Neuseeland „diskutiert“ werden.

Ich persönlich werde natürlich auch wieder als inkompetent hingestellt – aber das kennen wir ja schon und entspricht dem bekannten Stil des Hauses Hümmler: Der international hoch angesehene Skeptical Inquirer hat „Team Hümmlers“ Argumente seit Oktober 2023 ausgewertet, analysiert und ist zu dem eindeutigen Schluss gekommen, es handle sich um eine Verleumdungskampagne („defamation campaign“) gegen mich.1)https://skepticalinquirer.org/exclusive/the-german-dilemma-continues-skepticism-in-the-face-of-ideological-conflict/. Hier die deutsche Übersetzung: https://de.richarddawkins.net/articles/das-deutsche-dilemma-geht-weiter

  • Damit ist bereits alles klar: Wer glaubt denn ernsthaft daran, dass zwei anonyme Pamphlete keine Fortsetzung dieser Schmutzkampagne darstellen würden?

In meinem letzten Blog vom 3. Mai habe ich erklärt, wie und warum ich trotzdem und gegen meine sonstigen Gepflogenheiten auf diese anonymen Dokumente argumentativer Hilflosigkeit eingehen werde. Im ersten Schritt nehme ich mir das mit dem Titel Mātauranga Māori – Was ist passiert? vs. Was wird propagiert? (MMWW) vor.

Überraschung: MMWW widerlegt „Team Hümmler“ in wesentlichen Punkten!

Erstens: MMWW widerlegt erfreulicherweise Team Hümmlers erste zentrale „Argumentationsstrategie“ gegen mich. Was heißt das? Hümmler & Co hatten sich als Reaktion auf meinen Vortrag zum WOKE-Phänomen im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften in Nürnberg im Oktober 2023 ein Verschwörungsmärchen ausgedacht.

Genauer: „Team Hümmler“ hat monatelang behauptet, es gehe bei der ganzen Debatte in Neuseeland lediglich um oberflächliche und harmlose Änderungen wie eine Neuformulierung von Textaufgaben in Schulbüchern. Damit könne man besser als bisher an die Erfahrungswelt von Schülern mit Maori-Hintergrund anknüpfen. Alles andere wäre Panikmache und erlogen – niemand habe jemals vorgeschlagen, inhaltliche Änderungen am Curriculum der wissenschaftlichen Fächer vorzunehmen.2)Herr Hümmler schreibt ja Bücher über Verschwörungstheorien. Was sagt er darin eigentlich über Leute, die sich Verschwörungsmärchen ausdenken und verbreiten? 

Das anonyme „Autor*innenkollektiv“ von MMWW hat zumindest kapiert, dass sich die Debatte tatsächlich um die Gestaltung der Lehrpläne dreht, also um inhaltliche Fragen. Und sie haben kapiert, dass die Debatte um das Verhältnis von Wissenschaft und Matauranga Maori schon sehr lange läuft – genau meine Behauptung.3)Lustigerweise belegt das sogar ein Dokument der NZ Skeptics aus dem Jahre 1994 (!): https://skeptics.nz/journal/issues/32/maori-science. Es läuft zur Zeit wirklich miserabel für „Team Hümmler“. 

Also: Ein deutlicher Fortschritt gegenüber „Team Hümmlers“ Verschwörungsmärchen – es geht nur um die Neuformulierung von Textaufgaben und der Edmüller phantasiert –  und eine Bestätigung meiner Linie: Es geht nicht um die Textaufgaben, sondern um substantielle Änderungen am Curriculum.4)Hier meine sehr ausführliche Darstellung der Debatte: https://blog.projekt-philosophie.de/woke-phaenomen/das-woke-phaenomen-zur-debatte-um-matauranga-maori/

Zweitens: MMWW widerlegt indirekt „Team Hümmlers“ zweite zentrale „Argumentationsstrategie“ gegen mich. Man behauptet ja immer noch, dass die Verwendung des Begriffes Woke entweder den Schluss auf eine rechtsextreme Gesinnung des Verwenders erlaubt oder zumindest zum Vorwurf berechtige, ungewollt rechtsextreme „Narrative“ zu übernehmen. Kurz: Woke sei ein rechtsextremer Kampfbegriff – und nichts anderes.

Um diesen Unsinn zu widerlegen, habe ich schon in meinem ersten Blog zum Thema eine lange und „bunte“ Liste an Büchern, Artikeln, Podcasts, Fernseh- und Rundfunksendungen angeboten.5)https://blog.projekt-philosophie.de/liberalismus/das-woke-phaenomen/ Diese Liste zeigt klar und unmissverständlich, dass der Begriff Woke ein sehr schillernder ist und von allen möglichen Diskutanden mit ganz unterschiedlichem politischen Hintergrund verwendet wird. Wer ernsthaft behaupten möchte, diese Diskutanden seien alle rechtsextrem oder alle so dumm, rechtsextremen „Narrativen“ auf den Leim zu gehen, macht sich schlicht und einfach lächerlich. 

Während „Team Hümmler“ diese Liste bis heute ignoriert, geht MMWW relativ ausführlich darauf ein und akzeptiert damit, dass es diese bunte Vielfalt an Verwendungen des Begriffes Woke gibt! Auch hier gilt, dass unsere anonymen Helden den argumentativen Zusammenhang zwar nicht richtig verstehen – aber immerhin nehmen sie meine Belege zur Kenntnis! Und das gilt nunmehr auch für Herrn Hümmler und seine Truppe, die ja MMWW zustimmend in Umlauf gebracht haben.6)Ich glaube übrigens nicht, dass es personelle Überschneidungen von „Team Hümmler“ mit „Team Anonym“ gibt: Wer ist schon dumm genug, sich dermaßen offensichtlich selber abzuschießen?

Zum Stand der Debatte in Neuseeland

Die vom Erziehungsministerium bzw. der Regierung Neuseelands ursprünglich intendierte enge inhaltliche Verzahnung Matauranga Maoris mit den Inhalten der Fächer Biologie, Chemie (und Physik) ist mittlerweile gescheitert. Ein aussagekräftiges Beispiel: Die seit spätestens 2021 betriebene Einführung des Vitalismuskonzeptes Mauri in den Lehrplan für Biologie und Chemie wurde wieder aufgegeben. Erstens war der Widerstand der Lehrer im Rahmen der Pilotprojekte zu groß und zweitens macht es wissenschaftlich schlicht und einfach keinen Sinn:

  • Weder an der LMU noch der TU München weiß man z.B. um Mauri als Kraft, die unser Universum in jeder Sekunde in der Existenz hält, alle belebten und unbelebten Dinge verbindet, durchpulst und freundlicherweise von den beiden Gottheiten Rangi und Papa permanent abgestrahlt wird. Ich habe bei ein paar Bekannten an den zuständigen Fakultäten nachgefragt – man hat Mauri bisher noch nicht bemerkt und auch keine dementsprechende Mitteilung vom Erziehungsministerium Neuseelands oder der GWUP erhalten.

Unter anderem deshalb haben sich in NZ wesentliche Akteure kürzlich für einen Neuanfang mit einem anderen strategischen Ansatz entschieden: Matauranga Maori soll als epistemisch gleichwertiges Wissenssystem im Unterricht der naturwissenschaftlichen Fächer diesen als Ganzes gegenüber- und gleichgestellt werden, ohne Verzahnung einzelner Elemente. 

Was das wiederum genau heißen soll, ist aktuell unklar – es erinnert aber fatal an den Traum der Kreationisten in den USA. Aber: Es geht offensichtlich und unbestreitbar erneut um die Fächer Biologie, Chemie, Physik.7)Es wurden letzten Herbst gleich nach den Wahlen von der neuen Regierung drei Kommissionen zur Überarbeitung aller Lehrpläne in Neuseeland eingesetzt. Meine Vermutung nach Gesprächen mit Freunden: Diese Kommissionen werden die Lehrpläne für die Naturwissenschaften von esoterischen und mythologischen Elementen konsequent befreien und diesen seltsamen Gleichstellungsansatz auch nicht akzeptieren.

Bevor „Team Hümmler“ und die anonyme Stümpertruppe jetzt in Schnappatmung verfallen: In diesem Video erläutert Rosemary Hipkins, warum man den bisherigen Verzahnungsansatz aufgegeben hat bzw. das tun sollte und die neue Alternative verfolgt: https://www.sciencelearn.org.nz/resources/3228-enduring-competencies-for-designing-science-learning-pathways.8)Rosemary Hipkins ist die Mutter von Chris Hipkins, bis 2022 Minister of Education und politisch Hauptverantwortlicher für das Debakel um das Curriculum. Er wurde im Januar 2023 nach ihrem Rücktritt Nachfolger Jacinda Arderns als Prime Minister und hat dann im Herbst darauf die Wahlen verloren. Science Learning Hub ist ein regierungsfinanzierter Think Tank zum Thema Bildung und & Erziehungssystem.

Meine Bitte an „Team Hümmler“ und „Team Anonym“: Wenden Sie sich bei Rückfragen zur Debatte um Matauranga Maori in Zukunft an das zuständige Ministerium in Neuseeland. Die kriegen im Moment von vielen Seiten ordentlich auf die Mütze und freuen sich garantiert über etwas zum Lachen.

So, damit wäre die Sache auf inhaltlicher Ebene – wieder einmal – eindeutig geklärt. Bleibt noch, zur Abrundung in Teil 2 (oder vielleicht auch 3 und 4 – schau ma mal …) einen Blick auf typische Manipulationstaktiken der anonymen Verfasser des Schmutzpamphletes MMWW zu werfen. Das ist wichtig, um Herrn Hümmlers erneute Bewerbung um den Vorsitz der GWUP angemessen beurteilen und einordnen zu können.

PD Dr. Andreas Edmüller, 5. Mai 2024

References   [ + ]

1. https://skepticalinquirer.org/exclusive/the-german-dilemma-continues-skepticism-in-the-face-of-ideological-conflict/. Hier die deutsche Übersetzung: https://de.richarddawkins.net/articles/das-deutsche-dilemma-geht-weiter
2. Herr Hümmler schreibt ja Bücher über Verschwörungstheorien. Was sagt er darin eigentlich über Leute, die sich Verschwörungsmärchen ausdenken und verbreiten?
3. Lustigerweise belegt das sogar ein Dokument der NZ Skeptics aus dem Jahre 1994 (!): https://skeptics.nz/journal/issues/32/maori-science. Es läuft zur Zeit wirklich miserabel für „Team Hümmler“.
4. Hier meine sehr ausführliche Darstellung der Debatte: https://blog.projekt-philosophie.de/woke-phaenomen/das-woke-phaenomen-zur-debatte-um-matauranga-maori/
5. https://blog.projekt-philosophie.de/liberalismus/das-woke-phaenomen/
6. Ich glaube übrigens nicht, dass es personelle Überschneidungen von „Team Hümmler“ mit „Team Anonym“ gibt: Wer ist schon dumm genug, sich dermaßen offensichtlich selber abzuschießen?
7. Es wurden letzten Herbst gleich nach den Wahlen von der neuen Regierung drei Kommissionen zur Überarbeitung aller Lehrpläne in Neuseeland eingesetzt. Meine Vermutung nach Gesprächen mit Freunden: Diese Kommissionen werden die Lehrpläne für die Naturwissenschaften von esoterischen und mythologischen Elementen konsequent befreien und diesen seltsamen Gleichstellungsansatz auch nicht akzeptieren.
8. Rosemary Hipkins ist die Mutter von Chris Hipkins, bis 2022 Minister of Education und politisch Hauptverantwortlicher für das Debakel um das Curriculum. Er wurde im Januar 2023 nach ihrem Rücktritt Nachfolger Jacinda Arderns als Prime Minister und hat dann im Herbst darauf die Wahlen verloren. Science Learning Hub ist ein regierungsfinanzierter Think Tank zum Thema Bildung und & Erziehungssystem.

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